Tag der Dichter*innen – 21. August


literarische Feiertage / 19. Aug 2023

Nachdem ich bei der Recherche zum Weltkatzentag auf einige lustige Feiertage gestoßen war, war ich neugierig geworden: Welche Feier-und Aktionstage würde ich wohl rund um Bücher und Literatur finden? Um es kurz zu machen: Einige! [1] Und einer davon ist bereits am 21.08., nämlich der Tag der Dichter*innen, der US-amerikanische National Poets Day. Passend zu meiner letzten Veröffentlichung, wobei ich ja nicht geplant hatte, einen Abstecher unter das dichtende Volk zu machen. Denn ein/e Dichter*in schreibt doch Gedichte und “poet” wird doch mit “Dichter” übersetzt, oder nicht?

Nicht ganz. Sprache ist ja bekanntlich vielfältig und so platt ist die Definition von einem “Dichter” gar nicht. Vor allem hat sich die Bedeutung dieses Begriffes im Laufe der Jahrhunderte leicht gewandelt. Und “poet” wird auch mit “Lyriker” oder “Poet” übersetzt. [2] Aber der Reihe nach.

Was genau ist eigentlich “ein Dichter”?

Hier ein paar Auszüge aus Wikipedia [3]:

Ein Dichter ist ein Verfasser von Dichtung im Sinne von sprachlicher und schriftstellerischer Kunst. Der Dichter, der die gesamte Schaffensbreite von Lyrik über Kurzgeschichten und Erzählungen bis hin zum Schauspiel bzw. Theater beherrscht und damit Einfluss auf die Sprache und die Gesellschaft nimmt, wie es etwa in der klassischen Literatur um 1800 ausgeprägt war, ist eine Idealvorstellung, in der Wirklichkeit aber seltene Ausnahmeerscheinung.

Ui, ein “Dichter” war also ein schriftstellerisches Universalgenie. Durchaus passend, wenn man bei diesem Begriff an Personen wie Shakespeare denkt. Dieser hat durch seine Werke der englischen Sprache etwa 1700 Wörter hinzugefügt. Soll heißen, er hat für seine Stücke über 1700 neue Wörter erfunden, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergangen sind. [4] Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Erwachsener hat einen aktiven Wortschatz von etwa 12.000 – 16.000 Wörter und der Grundwortschatz beim Erlernen einer Fremdsprache liegt bei etwa 2000 Wörtern. [5]

Aber zurück zur Definition eines Dichters:

Der Begriff fand im 18. und 19. Jahrhundert im Deutschen den Vorzug gegenüber dem des „Poeten“, der von da an für den belächelten Liebhaber von Versen stand. Ihm gegenüber war der „Dichter“ der Autor hoher Literatur, Genie und, im herausragenden Fall, geistiger Führer der Nation. Textproduzenten ohne diesen Anspruch waren lediglich „Schriftsteller“, die von ihrem Schreiben im Sinne einer (handwerklichen) Berufsausübung lebten, während der Dichter am Ende anerkannt, von der Würdigung leben würde, die ihm die Nation zukommen ließ.

Oh, der “Dichter”, das Genie, welches durch seine Werke die Geschicke der Nation beeinflusst. Tatsächlich ist dies die Zeit des “Sturm und Drangs”, eine Zeit in der sich vor allem die jüngere Generation gegen Autorität und Tradition wandte und ihr eigenes Ding machte. Kommt einem doch irgendwie bekannt vor …

Und weiter im Text:

Im Laufe des 20. Jahrhunderts verlor der Begriff „Dichter“ an Rang gegenüber den Bezeichnungen „Autor“ und „Schriftsteller“. Dies resultierte aus einer Konzentration des literarischen Feldes auf publikumswirksame Sparten wie beispielsweise Romanliteratur, Kriminalliteratur, Bühnenliteratur und indirekt aus technischen Entwicklungen, die höhere und preiswerte Auflagen von Büchern ermöglichte – Formate, in denen die Persönlichkeit des Verfassers in den Hintergrund trat. Weiter verwendet wurde der Begriff lediglich für Autoren von Gedichten und sprachlich anspruchsvollen Texten, die sich weitgehend außerhalb des (kommerziellen) Marktes bewegen; aber auch in dieser Verwendung ist er heute hauptsächlich bei historischen Autoren anzutreffen.

Schau an, ein Jahrhundert zuvor war doch der “Schriftsteller”, als der berufsmäßige Schreiberling, noch deutlich unter dem “Dichter” angesiedelt. So kann sich das Blatt wenden. Gut, Genies wie Shakespeare, Goethe oder Schiller werden auch weiterhin ehrenvoll als “Dichter” betitel, aber heutzutage ist es erstrebenswerter als “Autor*in” oder “Schriftsteller*in” bezeichnet zu werden. Letztere haben übrigens auch ihren Feiertag [1].

Und worum geht es nun beim “Tag der Dichter*innen”?

Tja, ich hab mir diesem Datum zum Anlass genommen, mich einmal mit dem Begriff “Dichter” auseinanderzusetzen. Ich gebe zu: Das Ergebnis hat mich etwas überrascht.

Des Weiteren ist dies ein Tag, den man zum Anlass nehmen kann, seine vielleicht Schulunterricht-bedingte-Abneigung gegenüber Dichtung und Dichtern abzulegen. Sich ohne die Vorgaben des Schulunterrichts aus freien Stücken mit den Werken großer Dichter auseinanderzusetzen und deren Leistungen zu würdigen. Oder sich vielleicht mit zeitgenössischen Werken zu beschäftigen.

Weitere Feiertage rund um literarische Berufsgruppen[6]:
  • Januar
    • 05. Drehbuchautore*innen
  • Mai
    • 05. Cartoonist*innen
    • 16. Biograf*innen
  • August:
    • 21. Dichter*innen, Poet*innen & Lyriker*innen
  • September
    • 30. Übersetzer*innen
  • Oktober
    • 25. Künstler*innen
  • November
    • 01. Schriftsteller*innen (auch Tag des Einhorns)
Ein schwarzer Katzenpfotenabdruck mit weißen Buchstaben A bis D in den Zehenabdrücken.
Quellen:

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