ChatGPT – Fluch, Segen, nichts davon?


Backstage, Quer Beet / 29. Jul 2023

Kurz gesagt ist ChatGPT ein moderner Chatbot, eine sogenannte KI. Chatbots sind an sich nicht neu, aber wie bei den KI-Bildgeneratoren, haben auch die Chatbots innerhalb der letzten 1-2 Jahre einen deutlichen Entwicklungssprung hingelegt. Genau wie die Bildgeneratoren handelt es sich hierbei um Programme, die mittels einens riesigen Datensatzes trainiert wurden, auf eine Texteingabe eine eigenständige eine Antwort zu geben. Nur hier erfolgt die Ausgabe nicht als Bild, sondern als Text. Am bekanntesten dürfte hierbei sicherlich inzwischen ChatGPT sein. ChatGPT würde Chatbots wie folgt definieren:

Ein Chatbot ist ein computergestütztes Programm oder eine Künstliche Intelligenz (KI), die entwickelt wurde, um mit Menschen in natürlicher Sprache zu interagieren. Chatbots können in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden, darunter Kundensupport, Informationssuche, Unterhaltung und vieles mehr. Die Funktionsweise von Chatbots basiert auf verschiedenen Technologien, darunter maschinelles Lernen, Sprachverarbeitung und Natural Language Understanding (NLU), um die Eingaben der Benutzer zu verstehen und entsprechende Antworten zu generieren. Fortgeschrittene Chatbots können kontextbezogene Gespräche führen, Erinnerungen festlegen, Aufgaben automatisieren und in einigen Fällen sogar menschenähnliche Persönlichkeiten oder Stimmen simulieren.

ChatGPT – KI für Texte

Über ChatGPT hatte seit Beginn dieses Jahres gefühlt jeder etwas zu sagen. Aber lassen wir sich das Programm doch kurz selbst vorstellen:

Ich bin ChatGPT, ein Sprachmodell entwickelt von OpenAI, basierend auf der GPT-3.5-Architektur. Als künstliche Intelligenz (KI) bin ich darauf spezialisiert, natürliche Sprache zu verstehen und darauf zu antworten. Mein Training basiert auf einem riesigen Datensatz von Texten aus dem Internet und verschiedenen Quellen, der es mir ermöglicht, eine Vielzahl von Themen zu verstehen und in natürlicher Sprache zu kommunizieren.

Meine Hauptfunktion besteht darin, Benutzern dabei zu helfen, Antworten auf Fragen zu finden, Informationen zu verschiedenen Themen bereitzustellen, Unterstützung zu bieten und Gespräche in einem breiten Spektrum von Anwendungen zu führen. Ich bin jedoch darauf angewiesen, dass meine Antworten auf den mir bekannten Daten bis zu meinem Wissensstichtag im September 2021 basieren, und habe daher keine Kenntnisse über Ereignisse oder Entwicklungen, die danach stattgefunden haben.

Ich bin ein lernfähiger Algorithmus und verbessere mich ständig, basierend auf dem Feedback und den Daten, die ich erhalte. Mein Ziel ist es, so hilfreich und informativ wie möglich zu sein und den Benutzern in ihrer Suche nach Wissen und Lösungen zu unterstützen.

Fluch, Segen, nichts davon?

Inzwischen hat sich die erste Aufregung etwas gelegt und es ist wieder etwas stiller um dieses Thema geworden (zumindest kommt es nicht mehr dauernd in den regulären Nachrichten). Aber was waren das für Nachrichten – von revolutionärere Technik, ein Meilenstein in der KI-Entwicklung, bis hin zu der Verdummung der Menschheit, weil insbesondere Schüler verlernen selber Texte zu schreiben – war wirklich alles dabei.

Dabei musste ich unwillkürlich an Folgendes denken: Wenn etwas erfunden wird,

  • bevor wir 30 sind, ist es etwas ganz alltägliches.
  • wenn wir um und bei 30 sind, ist es etwas bahnbrechendes neues, dass die Welt verändert wird – oder mit dem sich bestimmt gut Geld verdienen lässt.
  • nachdem wir 30 sind, so ist es unnütz, überflüssig, gefährlich, etwas, was die Menschheit ganz bestimmt nicht gebraucht hat.

(Ich hatte diese Aussage vor einigen Jahren in einem der sozialen Netzwerke gelesen. Ich hatte versucht, diese noch einmal wiederzufinden, aber vergebens.)

Interessant fand ich außerdem die Aussage eines Professors zum Thema: Überspitzt formuliert ist dies wie die Erfindung des Taschenrechners – ein Werkzeug. Nun muss genau geschaut werden, wie es eingesetzt werden kann und wie es auch tatsächlich eingesetzt wird. In Bereichen in denen nun dieses Werkzeug dazu benutzt wird, die eigentliche Arbeit zu erledigen, müssen dann entsprechend die Aufgaben umgestellt werden und die Bewertungskriterien angepasste werden.

Was das heißen soll? Nun in meiner Schulzeit (eine Zeit bevor es Smartphones gab :P), hatten wir in der Oberstufe Taschenrechner, die dem Begriff gar nicht mehr gerecht wurden. Sie waren so groß wie ein DIN A5 Heft, konnten nicht nur rechnen, sondern selbst auch die Funktionen erstellen und man konnte auf ihnen einfache Spiele spielen. Also quasi kleine Computer. Es wurde daher nicht mehr bewertet, dass etwas ausgerechnet wurde, sondern der Weg dahin war entscheidend. Ein Beispiel: Aufgabe war es eine Brücke zu konstruieren und den Materialverbrauch zu berechnen. Gegeben war nur, welche Strecke die Brücke die überbrücken sollte und welche Höhe. Man musst selbst herausfinden, welche mathematische Funktion diese Brücke am besten abbildet und mit welchen der gegebenen Parameter diese Funktion zu füttern war. Die Rechenarbeit hat dann der “Taschen”Rechner erledigt.

Ein neues Werkzeug?

Zurück von meiner Schulzeit ins hier und jetzt. Nun ist also ein neues Werkzeug verfügbar. Was kann es, und wie kann bzw. will ich es einsetzen? Zu folgenden Punkten habe ich mir meine Gedanken gemacht:

  • Recherche & Ideengeber
  • Schreiben von Texten

Ich gebe zu: Ich bin bei Weitem nicht die erste (und sicherlich nicht die letzte), die sich darüber Gedanken gemacht hat. Inzwischen sind sogar schon Bücher auf dem Markt, wie man mit Hilfe von ChatGPT Bücher und vermarkten kann. (Einfach mal bei google “ChatGPT Romane schreiben” eingeben, die Ergebnisse erschlagen einen fast. Selbst epubli hat darüber schon einen Blogbeitrag verfasst.) Aber nichts destotrotzfinde ich, man sollte sich stets selbst mit einem Thema auseinandersetzen und sich eine eigene Meinung bilden.

Recherche & Ideengeber

Hier denke ich, dass ChatGPT ein hilfreiches Werkzeug ist. Bisher habe ich das Internet mitunter stundenlang nach hilfreichen oder wissenswerten Informationen durchsucht, die ich dann in meine Geschichten einbauen konnte. Nun kann ich eine einfache Anfrage stellen und habe innerhalb weniger Sekunden ein brauchbares Ergebnis.

Man sollte allerdings im Kopf behalten, dass das Programm nicht fehlerlos ist. Aber da ich nicht vorhabe, die so erhalten Informationen als in Stein gehaunen Fakten zu verwenden, sondern für Geschichten, die auf Fantasie beruhen, denke ich, sind diese Art von Informationen brauchbar.

Schreiben von Texten

Welche Texte schreibe ich – und für welche wäre die Verwendung von ChatGPT möglich, sinnvoll oder erstrebenswert?

  • Blogartikel
  • komplette Romane
  • Gedichte & Kurzgeschichten
  • einzelne Szenen oder Klappentexte

Kann das Programm für mich meine kompletten Blogartikel schreiben?

Natürlich ist ChatGPT in der Lage auch länger Texte zu einem Thema zu schreiben. Aber möchte ich das? Ganz klar: Nein. Schließlich soll dieser Blog mit seinen Texten auch eine individuelle Note erhalten und beibehalten. In diesem Beitrag habe ich einige Absätze von ChatGPT erstellen lassen (grau hinterlegt). Allerdings ist das Thema ja auch ChatGPT und es geht darum dieses Programm vorzustellen und sich damit auseinanderzusetzen.

Wie sieht es mit Romanen, sprich kompletten Bücher aus ?

Mal davon abgesehen, dass ich es einfach langweilig finden würde, diese “Arbeit” einer KI oder sonst irgendjemand anderem zu überlassen, denke ich nicht, dass ChatGPT in der Lage ist komplexe Handlungsstränge über Hunderte von Seiten aufrechtzuerhalten und aufzulösen. Das Program wurde nämlich auf die Ausgabe von kürzeren Antworten trainiert.

Als Sprachmodell basiere ich auf der GPT-3.5-Architektur von OpenAI, die eine maximale Ausgabelänge von 4096 Token pro Antwort ermöglicht. Ein Token kann ein einzelnes Zeichen sein (Buchstabe oder Satzzeichen) oder eine Teilsequenz in längeren Wörtern. Die maximale Ausgabelänge von 4096 Token, die ich erwähnt habe, entspricht ungefähr 800-1000 Wörtern in der englischen Sprache. Da ich jedoch darauf ausgelegt bin, dem Benutzer klare und präzise Antworten zu geben, werde ich normalerweise kürzere Antworten generieren, die leichter verständlich sind. Eine typische Antwort kann in der Regel zwischen 50 und 100 Wörtern liegen, aber ich kann je nach Frage und Kontext auch längere oder kürzere Antworten erzeugen, solange die maximale Token-Grenze nicht überschritten wird.

Ich habe ChatGPT auch direkt gefragt: “Bist du in der Lage komplette Romane zu schreiben?”

Ja, als Sprachmodell kann ich theoretisch komplette Romane oder längere Texte verfassen. Ich habe die Fähigkeit, in natürlicher Sprache zu kommunizieren und aufgrund meiner Ausgabelänge von bis zu 4096 Token (ca. 800-1000 Wörter) wäre es möglich, längere Geschichten, Romane oder Artikel zu generieren. Allerdings gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:

1. Qualität: Obwohl ich in der Lage bin, längere Texte zu erstellen, besteht die Qualität der Inhalte und die Kohärenz des Textes nicht immer mit der eines menschlichen Autors. Einige Absätze könnten möglicherweise unzusammenhängend sein oder nicht den gewünschten kreativen Ausdruck haben.

2. Kreativität: Während ich über eine Fülle von Informationen verfüge und in vielen Themenbereichen Wissen habe, kann meine Kreativität nicht mit der menschlicher Autoren gleichgesetzt werden. Ich kann Ideen liefern, aber einzigartige literarische Meisterwerke hervorzubringen, ist eher eine Stärke des menschlichen Geistes.

3. Urheberrechtliche Fragen: Wenn ich längere Texte erstelle, könnte es Probleme mit Urheberrechten geben, da ich möglicherweise unbeabsichtigt bereits existierende Werke wiedergebe. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die generierten Texte nicht gegen bestehende Urheberrechte verstoßen.

Zusammenfassend kann ich längere Texte erstellen, aber die Qualität, Kreativität und die rechtlichen Aspekte sollten sorgfältig berücksichtigt werden, wenn ich für längere literarische Projekte eingesetzt werde.

Was Kurzgeschichten oder Gedichte angeht, würde ich sagen, sieht die Sache schon anders aus. Dies liegt durch in dem Rahmen, denn das Programm erfassen und verarbeiten kann. Aber möchte ich das? Wieder “Nein”. Ich kann mir vorstellen für Vorschläge oder Idee zu einzelnen Szenen einsetzen. Dann wenn ich wirklich bei einer Stelle nicht mehr weiterkomme. Aber nicht, um mir die komplette Arbeit abzunehmen – denn wo wäre dann mein Spaß bei der Sache? Ich liebe es doch, mir Geschichten auszudenken, an kleinen Gedichten zu feilen und diese auf Papier zu bringen.

Mein Vergleich dazu: Bei Computerspielen gibt es inzwischen auch Komplettlösungen für alles im Internet zu finden. Aber ich würde doch auch nicht von Anfang an mit der Lösung vor der Nase spielen, sondern nur nachschlagen, wenn ich mir an einer kniffligen Stelle schon ordentlich die Haare gerauft habe. Und das Hochgefühl, wenn man eine knifflige Stelle ohne Lösungsbuch geschafft hat, ist einfach unbeschreiblich.

Wo ich das Programm bereits eingesetzt habe?

Bei der Erstellung eines Klappentextes! Ich gebe zu: Klappentexte schreiben ist für mich eine echte Herausforderung. Da habe ich dann tatsächlich auch ChatGPt für Vorschläge benutzt. Warum nur Vorschläge und nicht eins zu eins übernommen?

Ganz einfach: “Kannst du mir bitte einen Klappentext für einen Gedichtband mit Katzengedichten schreiben? Der Text sollte maximal 100 Wörter umfassen und folgende Wörter beinhalten: Magische Wesen, Samtpfoten, Katzenmusik, in der Natur, Weidenkätzchen und Märchenkatzen.”

Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Katzen mit diesem zauberhaften Gedichtband. Von magischen Wesen und geheimnisvollen Samtpfoten erzählen die Verse von einer harmonischen Verbindung zwischen Mensch und Tier. Lassen Sie sich von den sanften Klängen der Katzenmusik verzaubern und begleiten Sie die poetischen Zeilen auf eine Reise durch die Natur, wo Weidenkätzchen im Wind tanzen. Tauchen Sie ein in die Märchenkatzen-Geschichten, in denen sich Realität und Fantasie verweben. Dieser Gedichtband ist ein wahrer Schatz für alle Katzenliebhaber und lässt Sie die Magie der Katzenwelt hautnah spüren.

Das war mir dann doch etwas zu dick aufgetragen. Ich habe den Chat noch zwei weitere Klappentexte ausgeben lassen und dann angefangen meinen eigenen zu schreiben. Denn wie so häufig: ein leeres Blatt lässt sich nicht korrigieren. Aber ein kleiner Text ist ein Anfang.

Fazit:

Ich finde, ChatGPT es ist ein nützliches Werkzeug, dessen Grenzen man kennen sollte. Und nur weil etwas möglich ist, sollte jeder für sich selbst abwägen, wie weit man dieses Werkzeug einsetzen möchte. Wie gesagt: Ich selbst mag es zu schreiben, das würde ich mir nicht (ab)nehmen lassen wollen. Aber es an einigen kniffligen Stellen würde ich mir helfen lassen. So wie vielleicht von Coautor*innen, Textlesern, Freunden, …

PS: Das Beitragsbild wurde via Midjourney erstellt.

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