Schreibtyp: Plotter oder Pantser – oder was anderes?


Backstage / 15. Jun 2018

Wer sich mit dem Schreiben beschäftigt, wird früher oder später über die beiden Schreibtypen “Plotter” und “Pantser” stolpern.

Was ist das eine, was ist das andere?

Überspitzt formuliert:

Der Plotter plant und notiert, macht sich vorher Gedanken und bringt diese in Form. Detailliert und gewissenhaft wird der Fortlauf der Geschichte, jedes Kapitel, jede Szene geplant und notiert. Beim Schreiben greift der Plotter auf die Früchte seiner vorherigen Arbeit zurück, ein Steckenbleiben oder Verrennen gibt es für diesen Schreibtyp nicht.

Der Pantser schnappt sich eine Idee, setzt sich auf den Hosenboden (daher der Name) und fängt an zu schreiben. Hinter jedem Satz könnte die große Überraschung, eine Wende, das Ereignis stecken – oder eine total belanglose Nebenhandlung. Alles ist möglich. Schreiben ist Magie, Schreiben ist Abenteuer.

Nur diese beiden Kategorien?

Genauso oft, wie ich etwas über diese beiden Begriffe gelesen habe, habe ich auch gelesen, dass sich die jeweiligen Autoren eher einem Mittelding zuordnen würden: dem Plantser. Dieser Schreibtyp plant (mehr oder weniger detailreich) und entdeckt aber immer noch einen (mehr oder wenigen großen) Teil beim Schreiben. FunFact: Diese Kategorie gibt es mittlerweile auch beim NaNoWriMo 😉

Dann habe ich noch eine andere Kategorie entdeckte: den Puzzler. Auch dieser Schreibtyp plant und arbeitet Details aus – aber nicht in chronologischer Reihenfolge. Sondern von vorne nach hinten, nach rechts, nach links und zurück, mal ein Teil hier, dann dort. Auf den ersten Blick chaotisch, aber immer da, wo es gerade passt. Wie bei einem Puzzle, wo auch das nächste Teil dort angelegt wird, wo es passt.

Und ich?

Ich gebe zu, bei meinem ersten Projekt war ich sehr viel Pantser: Ich habe nur eine grobe Idee gehabt und der Rest hat sich beim Schreiben ergeben. Erst mittendrin habe ich dann doch ein paar Stichpunkte für die nächsten Kapitel notiert, da ich das Gefühl hatte, ich verrenne mich gerade.

Ich habe also für mich festgestellt: Beim nächsten Projekt möchte ich mir vorher mehr Gedanken machen. Ein paar mehr Punkte, an denen ich mich bei Bedarf entlanghangeln kann. Ich mag zwar den entdeckenden Teil des Schreibens – so habe ich  eine paar wirklich tolle Szenen “entdeckt” – aber, ich habe auch noch mehr Szenen in die Tonne treten können. Nicht, weil die Stellen so schlecht waren. Nein, ich fand sie teilweise sogar sehr schön – aber es war leider so, dass sie nicht zur Geschichte gepasst haben.

Also Plantser – die Mischung aus beidem?

Ich hatte mir also fest vorgenommen, mir bei meinem zweiten Projekt vorher mehr Gedanken zu machen. Also vorher mit der Idee zu jonglieren, Notizen zu machen und den groben Fahrplan festzulegen.

Soviel zur Theorie.

Und dann habe ich auf mein leeres Blatt und den blinkenden kleinen Balken gestarrt.

Also Puzzler – ich fange da an, wo ich gerade Ideen hab?

Machen wir es kurz: Auch das hat nicht funktioniert. Also was nun? Doch alles wie beim ersten Projekt? Aber ich wollte doch …

Wie so oft hat der Zufall geholfen. Ich habe nämlich wieder angefangen regelmäßig zu joggen. Keinen Marathon, keine Superzeiten, aber – egal. Es geht für mich darum, an drei festen Tagen in der Woche morgens los zu laufen.

Nachdem meine Kondition nicht mehr aus dem letzten Loch pfiff (und ich dachte, noch drei Schritte und ich fall um) – habe ich gemerkt, dass ich beim Laufen verfolgt werde – und zwar von Plotbunnys.

Gibt es auch die Kategorie Jogger?

Wie gesagt, mein Hirn war nicht mehr damit beschäftigt, mir einzureden, was für eine bescheuerte Idee Sport doch sei und konnte sich nun mit anderen Sachen beschäftigen. Nämlich neuen Ideen. Und dem jonglieren dieser Ideen.

Fazit

Ich nehme jetzt jeden Lauftag eine Idee mit und gebe ihr Auslauf.

Es funktioniert. Auf 5 km habe ich Zeit genug, im Kopf neue Richtungen auszuprobieren und was ich am Ende noch behalten habe, das schreibe ich dann auf. Innerhalb einer Woche habe ich jetzt einen Plot für mein zweites Projekt stehen. Nicht perfekt, nicht bis ins letzte Detail, aber genug. Und dann kann ich mich auch wieder an den Schreibtisch setzten und weiter arbeiten. Denn ein leeren Blatt kann ich nicht überarbeiten – ein beschriebenes schon.

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