Meine persönlichen Phasen des Schreibens.
Eins vorne weg: Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zu den Phasen des Schreibens habe ich jetzt alles von der Idee bis zur Veröffentlichung (als Selfpublisher) gezählt. Sicherlich können die einzelnen Phasen anderes gesetzt oder weiter unterteilt werden. Mitunter ist der Übergang zwischen den einzelnen Phasen fließend. Aber so lange alles mit einer kleinen Portion Augenzwinkern betrachtet wird, wird alles gut.
Alles klar? Fangen wir an: Wir wollen eine Geschichte schreiben.
Phase 1: Am Anfang steht die Idee ...
Ganz zu Anfang geht es darum, ein gute Idee finden bzw. sich für eine Idee entscheiden. Sobald dies der Fall ist, gilt es zu prüfen, ob diese Idee auch genug Potential hat, um eine ganze Geschichte zu tragen. (Achtung Spoiler: Nein, eine Idee ist nur der Ausgangspunkt und keine ganze Geschichte).
Irgendwann hat man seine Idee und ist mit dem Grundgedanken für die Geschichte zufrieden. Also kann es weitere gehen mit Phase 2.
Für einige läuft es besser, wenn sie vorher ihre Gedanken und den genauen Ablauf der Geschichte festgehalten und geplant haben. Aber … ich mag Überraschungen. In Maßen, denn: Die Dosis macht das Gift.* Deswegen plotte ich nur die grobe Struktur, entwerfe meine Charaktere und schaue welche Hintergrundinformationen ich brauche, damit ich beim Schreiben durch Recherche nicht (übermäßig) wieder rausgerissen werde
Ich schreibe an dieser Stelle erst einmal meine Rohversion, soll heißen ich schreibe ohne Punkt und Komma hintereinander weg. Das ist meine Methode, denn ich habe für mich festgestellt: Ich kann kein leeres Blatt korrigieren. Wenn da noch nichts steht, kann ich da auch keinen (wundervoll) ausformulierten Satz hinschreiben. Wenn da allerdings schon ein Satz steht, kann ich ihn überarbeiten.
Nun ist es an der Zeit aus der Rohversion eine “lesbare” Variante zu machen. Also, den Text das erste Mal auszuformulieren, Absätze und wörtliche Rede zu formatieren sowie Struktur in den Text reinzubringen. Einige Szenen fliegen raus, andere kommen hinzu. Unterm Strich ist bei mir an dieser Stelle der Text erst einmal länger geworden.
Nun geht es an die Substanz. Der berüchtigte Innere Kritiker wird von der Leine gelassen und darf durch den Text wüten: Macht das Sinn? Braucht es diese Szene? Kann diese Szene kürzer? Muss diese Szene länger? Diese Überarbeitung kann wirklich hart sein. Stichwort: Kill your Darlings … schnüff.
Ach ja – Rechtschreibung, Zeichensetzung usw. sollten auch in Angriff genommen werden.
Phase 6: Testleser & 3. Überarbeitung
Nun ist es soweit: Die ersten außenstehenden Leute dürfen deine Geschichte lesen und ihre Meinung gnadenlos kundtun. Aber gute Testleser weisen dich auf noch vorhandene Plotlöcher, Unklarheiten, Geschwafel usw. hin. Mitunter hauen sie dir auch noch deine Zeichensetzung um die Ohren.
Ja, auch das kann hart werden. Denn man kann sich noch so viel Mühe geben – man wird betriebsblind für seinen eigenen Text. Perfektion wird man alleine nie erreichen. (Falls überhaupt, aber nahe dran ist auch ein Ziel.) Also sammelst du nach dem Urteil der Testleser dein Manuskript (und mitunter dein Selbstwertgefühl) wieder ein und setzt dich daran, die Anmerkungen der Testleser einzuarbeiten.
Phase 7: Lektorat & Korrektorat & 4. und 5. Überarbeitung
Die (gröbsten) Fehler sollten nun raus sein – aber für den Text ist es sicherlich nur das Beste, wenn noch eine weitere, unabhängige Instanz sich ebenfalls seiner annimmt.
Es folgen weitere Überarbeitungen.
Phase 8: Titel, Klappentext, Cover & Buchsatz
Nachdem der Inhalt nun steht, wird es höchste Zeit sich um Titel, Klappentext und Cover zu kümmern, falls noch nicht geschehen. Aber damit es mit der Form noch getan. Des Weiteren steht noch der Buchsatz auf dem Zettel.
Phase 9: Veröffentlichen – welcher Anbieter? (Stand 15.08.22)
Mittlerweile stehen Selfpublishern eine Reihe von Anbietern zur Auswahl. Sowohl für das ebook als auch die print-Version. Jeder hat seine eigenen Konditionen und eventuellen Vor- und Nachteile.
Phase 10: Raus in die Welt
Der Text steht, wurde auf Herz und Nieren geprüft. Titel, Klappentext, Cover und Co. sind fertig. Der Anbieter ist ausgewählt … also, trau dich: Der Text darf in die Welt.
Moment, habe ich da nicht was Vergessen? Ach ja, natürlich gibt es noch:
Phase X: Die Phase des Verzweifelns
Diese Phase hat keine vorgeschriebene Position, sondern ist flexibel einsetzbar. Soll heißen, sie lässt sich an jeder Stelle, beliebig oft und in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen einfügen. Sie darf aber auch ausgelassen werden …
Und ich?
Im Dezember 2018 war es schließlich soweit und mein Buch “Katzenagenten – Bedrohung aus dem Nebel” als ebook erhältlich. Das Taschenbuch folgte im Januar 2019. Inzwischen ist eine zweite Auflage mit neuem Cover erschienen. Band 2 ist in Arbeit.
*Für Angeber: Original nach Theophrastus Bombast von Hohenheim, bekannt als Paracelsus, lautete: “Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.” [Paracelsus: Die dritte Defension wegen des Schreibens der neuen Rezepte. In: Septem Defensiones 1538. Werke Bd. 2, Darmstadt 1965, S. 510.] Zeno.org